Bei diesem farbig bemalten und teils an den langen Kanten mit Kreppband verstärkten Pappteil handelt es sich vermutlich um ein Teil einer Modell- oder Puppenspielbühne. Diese ist heute nur noch in Fragmenten erhalten, was keine Rekonstruktion ermöglicht. Die Bemalung lässt bizarre Schlingpflanzen und Phantasiewesen erkennen, sowie einzelne Motive, wie ein Herz und einen runden Kopf, welche ähnlich in anderen Skizzen und Entwürfen auftauchen. Es gibt schriftliche Dokumente mit Hinweisen auf eine Modellbühne mit dem Titel "Kräfte". Inwiefern diese mit dem gleichnamigen Drama von August Stramm in Zusammenhang steht, in dem Lavinia Schulz als Mitglied der Kampfbühne auftrat, ist nicht bekannt. Da die Künstlerin und ihr Partner Walter Holdt später auch an Drehbüchern für eigene (Trick-)Filme arbeiteten, ist vorstellbar, dass sie die Modellbühne für ein solches Projekt konzipiert haben. Die Gestaltung mit Fabeltieren mag inspiriert worden sein durch die Lektüre der nordischen Göttersagen. Die "Edda", so berichteten Zeitgenossen, war dem Paar das "heilige Buch". (Athina Chadzis)