Für ihre Maskentänze fertigte Lavinia Schulz sogenannte Tanzschriften an. Die vorliegende Tanzschrift, eine Folge mehrerer Blätter, stellt die Tanzschritte aus zwei Perspektiven dar. Aus der Seitenansicht sind die Bewegungen der Figur zu verfolgen, parallel dazu sind die räumlichen Bewegungen, also der jeweilige Standort auf der Bühne aus der Vogelperspektive dargestellt. Diese einer Partitur ähnlichen Notation wird durch eine dritte Zeile ergänzt, bei der es sich vermutlich um rhythmische Angaben handelt. Diese Darstellungsweise hat Lavinia Schulz zunehmend perfektioniert. Entwickelt hat sich ihre Notation aus der Arbeit mit Lothar Schreyer und der "Kampfbühne". Dieser entwickelte ein strenges, auf teils abstrakten Symbolen beruhendes Notationssystem (sogenannte "Spielgänge"), in denen zusätzlich die gesprochenen Texte Platz finden mussten. Ab 1920 erarbeitete Lavinia Schulz mit ihrem Partner Walter Holdt eigene Bühnentänze. Für deren Notation wählte sie eine dynamische, die Figuren gut erkennbar abbildende Form, die sich auf die Tanzbewegungen konzentrierte. Das macht ihre Tanzschrift auch für Laien lesbar. (Athina Chadzis)