1937/38 begibt sich Hildegard Heise mit ihrem Mann auf eine längere Reise zu den Inseln St. Thomas, St. Croix, Jamaika und Hispaniola, um die Spuren ihrer karibischen Großmutter zu suchen. In der Reisereportage „Ein Streifzug durch Westindien“ zeichnet Heise ein dichtes Bild aus Porträt-, Landschafts- und Architekturdarstellungen. Neben dem Meer, der exotischen Vegetation und der Architektur gilt ihr Interesse vor allem den Menschen und den Lebenswelten verschiedener gesellschaftlicher Klassen. So fotografierte sie die Gattin eines Pfarrers, eine elegant gekleidete karibische Dame auf einer Fähre ebenso wie „Anesta Lewis, das Zimmermädchen im Hotel, St. Thomas“ oder die Kinder von Marktverkäufer*innen. Damit nimmt Heise die Interessen der humanistischen Fotografie der Nachkriegszeit vorweg und thematisiert alltägliche, menschliche Erfahrungen. (Esther Ruelfs)