Dieser Klappspiegel stellt ein Unikat dar. Der eigentliche Spiegel befindet sich zwischen zwei figürlich verzierten Deckplatten und war ehemals beidseitig hochpoliert. Die Spiegelfläche ist durch ein Zwischenglied in Form zweier Voluten mit einer darüber aufwachsenden Palmette mit dem Griff verbunden. Ursprünglich bestand dieser aus Knochen, Elfenbein oder Holz. Ein drehbarer Bügel diente zum Fixieren der Platten. Auf ein Scharnier weisen eine Aussparung am oberen Rand der Spiegelfläche sowie zwei Einlasslöcher für Stifte bei der vorderen Platte hin. Die vordere Platte (Inv. 2007.372.b) ist außen mit einer aufgelöteten Applik und einer eingravierten Zierleiste verziert. Die Applik zeigt einen fein gebildeten Frauenkopf. Ein Stirnband versucht, die in alle Richtungen züngelnde Haarmasse mit zahlreichen dicken Strähnen zu bändigen. Den Hals ziert eine breite Kette mit acht tropfenförmigen Anhängern. Aufgrund der wilden Haare wurde mit Verweis auf die Münzbilder der Stadt Syrakus vorgeschlagen, hier ein Bildnis der syrakusanischen Quellnymphe Arethusa zu erkennen. Die Innenseite zeigt einen auf einem ionischen Kapitell sitzenden, geflügelten Eros mit einem reiherartigen Vogel. Ihm ist auf der Innenseite der hinteren Platte (Inv. 2007.372.c) ein muskulöser, jugendlicher Heros entgegengestellt, der mit einem Greifen kämpft. In einer Ausfallstellung nach rechts hat er seinen rechten Arm mit der Lanze zum Stoß erhoben; über den linken vorgestreckten Arm hängt ein kleines Himation. Der mächtige Greif mit Löwenkörper und Flügeln ist bereits auf die Knie gesunken. Den Raubvogelkopf und den Hals mit Zackenkamm hat er in Erwartung des Angriffs gesenkt. Die Außenseite zeigt einen Fries mit Löwen, Hund, Stier, Panther, Greif und einem aufgestützten, liegenden Mann. In der Mitte ist wohl analog zum Vorderteil ebenfalls eine Applik zu ergänzen. Der Spiegel wurde angeblich in oder bei Thessaloniki in Nordgriechenland gefunden. Möglicherweise stammt er aus den dortigen Nekropolen der griechischen oder makedonischen Oberschicht.
